Nachdem Anfang des 19. Jahrhunderts durch die preußischen Reformen die Grundherren von Adel und Klerus auch die exklusiven Wind- und Staurechte verloren konnten sich auch einfache Bürger als Müller betätigen. Der aus Schermbeck abstammende Müller Josef Schwane baute daraufhin in den Jahren 1843 bis 1846 die bekannte Erler Turmwindmühle im Stile der holländischen Bauart. Das heißt, das die Mühle einen umlaufenden Wall und eine Durchfahrt erhielt, was den Bauern erlaubte, mit ihren Pferdefuhrwerken vorne in die Anlage herein- und hinten wieder herauszufahren. Heute würde man dazu "Drive-In" sagen. Die Mühle konnte insgesamt drei Mahlgänge anbieten: Futtergetreide, Brotgetreide und Buchweizen.
Wie viele
Gebäude in Erle wurde auch die Erler Windmühle aus den vor Ort hergestellten
roten Feldbrandsteinen erbaut. Josef Schwane wählte den Standort der Mühle
gut. Wehte doch am südlichen Ende des Dorfes über die heute noch bestehende
weite, freie Ackerebene ein beständiger Wind. Lange Zeit stand der
Mühlenturm auch vollständig frei auf dem Feld, die heute noch stehenden
Gebäudeteile (Dampfmühle, Lager und Wohnhaus) wurden erst von 1894 bis 1955
errichtet.
Bis 1937 wurde die Mühle noch mit Wind betrieben,
der letzte Müller, Josef Schwane (geb. 1902, gest. 1988) hat noch den Beruf
des Windmüllers erlernt. Allerdings hat man 1894 direkt neben der
Turmwindmühle bereits dem Fortschritt gehuldigt und eine damals hochmoderne
Dampfmühle gebaut, so dass man auch in windschwachen Zeiten zuverlässig
mahlen konnte. Die Dampfmaschine wurde dann 1925 durch einen Dieselmotor und
dieser dann kurz nach dem 2. Weltkrieg durch einen Elektromotor ersetzt. Von
1971 ging der Besitz der Mühle dann in den
Besitz der Tochter des Müllers über. Diese wurde dann von 1974
bis 1982 an die Firma Kösters-Wobbe verpachtet, danach war dann die Ära des Getreidemahlens in Erle endgültig zu Ende. Die Familie
Schwane hat innerhalb von nur 100 Jahren ihre Mühle dreimal auf
den modernsten Stand gebracht, wohl auch ein Grund dafür, dass die Erler
Mühle so
lange im Geschäft erfolgreich war.
Die gesamte Technik im
Mühlenturm bestand überwiegend aus Holz und Stein.
Der Helm war horizontal beweglich und wurde durch die Windrose immer in den
Wind gedreht. Die mit Leinen bespannten Flügel treiben über die Nabe
ein System von Zahnräder und Riemenscheiben an, die in der Mühle für den
Antrieb der Mühlsteine und sämtlichen anderen beweglichen Technikteile wie
Sackaufzug und Hebetisch sorgten. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg wurde die
komplette innere Technik entfernt und der hohle Turm als Getreidesilo genutzt.
Schon in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts begriff man den Denkmalwert
dieser alten Mühle und sie wurde 1955-'56 saniert und renoviert. Die Flügel
wurden 1956 und 1979 gegen jeweils neue aus. Walter Rattink aus Holland, der
bereits 1964 seinen Dienst als Müllergeselle bei Josef Schwane antrat,
heiratete 1972 die Tochter des Müllers Schwane, Josefine Schwane. Er war
damit der letzte Müller in Erle. Der
neue Besitzer nach dem Verkauf hat 1984 unter den Auflagen der Denkmalbehörde
die Mühle und die Nebengebäude grundsaniert und bewohnbar gemacht, was in
den Folgenjahren immer mal wieder wiederholt wurde, vor allem als das Bauwerk
1991 durch einen Orkanschaden beschädigt wurde. Der Sturm Kyrill beschädigte
dann im Jahr 2007 die Flügel so sehr, dass sie lange Zeit nicht
mehr an der Mühle angebracht worden waren.
Die Erler Windmühle, mit
Kirchturm im Hintergrund
Foto: Unbekannt
Quelle: Archiv Walter Biermann, mit freundlicher
Genehmigung
Nachdem im Dorf einige Menschen laut darüber nachdachten, wie man der Mühle
am schnellsten wieder zu ihren Wahrzeichen verhelfen könne und auch schon die
Gründung eines Mühlenvereins im Gespräch war, hat der Erler Heimatverein
den ersten Schritt getan und mit einem großen Mühlenfest im Juli 2011 schon
einen nicht unerheblichen Teil der für die Restaurierung nötigen Kosten
eingesammelt. Am 24.05.2013 war es dann endlich soweit, die neuen Flügel, die
aus Spenden der Erler Bevölkerung, staatlichen Zuschüssen und Eigenkapital
des Besitzers finanziert wurden, wurden durch einen Fachfirma angebracht.
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Standort
Mühlenweg, Blickrichtung Osten. |
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Standort Mühlenwe,
Blickrichtung Norden. |
Im
Vordergrund Info-Tafel des Heimatvereins. Foto: Michael Kleerbaum |
Zeitungsartikel von ca.
1955 "Dorstener Zeitung" Scan: Walter Biermann, mit freundlicher Genehmigung |
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Foto: Lisa-Marie Kleerbaum, mit freundlicher
Genehmigung
Foto: Reinhard
G. Nießing, mit freundlicher Genehmigung
Foto: Reinhard
G. Nießing, mit freundlicher Genehmigung
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Foto: Reinhard
G. Nießing, mit freundlicher Genehmigung