x
5) Tibus,
Gründungsgeschichte S. 310 f.; Fahne, von Hövel S. 77 (s. v. Heiden);
Die Beme S. 11 f.; Urkunde von 1543 im Besitze des Lehrers Lammersmann
in Erle.
x
Bemerkenswert ist der
Urteilsspruch, der hier unter Teilnahme von etwa hundert schildbürtigen
Männern und Freien, von denen hier Hugo van Osterwyk „freigreve in dem
veste von Rekelinchusen“ sowie Wenemar von Heiden und Johan von
Rasvelde genannt sein, im genannten Jahr 1441 gefällt wurde. Nach dem
Rechte des heiligen Reiches und der heimlichen Acht wurden damals
Gerhard von Diepenbrock und zwei seiner Knechte vervemt, weil sie vier
gegen des Frevlers Bruder Evert von Diepenbrock ausgesandte
Freischöffen ergriffen und mißhandelt und zwei derselben ermordet
hatten; allen Freischöffen wurde es unter Königsbann zur Pflicht
gemacht, bei erster Gelegenheit die Geächteten zu ergreifen und an den
nächsten Baum aufzuknüpfen „als der heymelyken achte recht ys.“ 6)
x
6) Niesert,
Urkunden-Sammlung Bd. I, Abt. II, S. 96.
x
Die Freigerichte fielen der
erstarkenden landesfürstlichen Gewalt zum Opfer, auch der Stuhl zu
Erle; aber die Eiche grünt fort bis in unsere Tage. Wie so manches
Rätsel der Vergangenheit würde der Baum, wenn er reden könnte, zu lösen
imstande sein! Steht das Rittergeschlecht von Erler (Herlon, Erlo,
Erler), das von 1201 bis 1285 urkundlich auftritt, 7) wirklich in Beziehung zu unserem Erle, 8) und
ist ein Ahnherr dieses Geschlechtes als Gründer der Kirche dieses
Dorfes anzusehen? Und wie ist das Patronatsrecht über die Kirche zu
Erle an die Herren von Wylich zu Diersfort gekommen, von denen es 1569
an die jüngere Linie dieser Familie überging, die sich nach dem bei
Xanten gelegenen Gute Winnendall nannte? 1571 wird „Wilich
Hoiffmeister“ als Patron genannt, 1622 führte der klevische Landdroste
Adolf Hermann von Wylich zu Winnendall den neuen Pfarrer zu Erle ein,
und in Urkunden von 1623, 1626 und 1632 nannte sich des letzteren Witwe
Katharina geborene Pallandt „Erbholzrichtersche der Erler Marken und
Collatrix der Kirche daselbst.“ Das Patronatsrecht war also ein Annexum
des Erbholzrichteramtes der Erler Mark, und dieses wird an die Herren
von Wylich gekommen sein, weil dieselben Drosten und Erbhofmeister der
Grafen von Cleve waren, der ursprünglichen Lehnsherren der
Freigrafschaft Heiden, also auch des Stuhles zu Erle. 9)
Die Besitzer von Lembeck besaßen schon 1643 das Patronatsrecht zu Erle,
das sie bis auf den heutigen Tag ausüben. So ist in der Erler
Kirchenrechnung von 1644 die Rede davon, daß die beiden neuen
Kirchenmeister eingesetzt seien „ihn nhamen unsers Synodi heren zu
lembeck, weilen ehr nun auch zu dieser Zeit unser Erbholtrichter indt
der Kirchen zu Erlle collator undt also oberkirchmeister geworden is.“ 10)
x
7) Tibus,
Gründungsgeschichte S. 1065 – Nach Tibus, Namenskunde S. 93, ist Herlon
wohl gleich Horlon (so in Urkunde von 1017, Erhard Cod. Nr. 92),
welches soviel wie „sumpfiger Wald“ bedeuten würde.
x
8) Nach Lindner, die Beme
S. 23, ist das 1344 genannten „locus vrigraviatus prope domos sive
casas dictas Erle“ wohl identisch mit dem Freistuhl „in villa Greven“.
– Vgl. auch Zeitschrift f. v. G. u. A. V 24: Gottfried de Erle ist 1338
Zeuge der Schenkung eines Hauses in Greven an der Domkirche zu
Osnabrück.
x
9)
Vgl. Tibus, Gründungsgeschichte S. 1065; Fahne, von Hövel S. 222 f.;
Urkunden von 1623, 1626 und 1632 in Erle.
x
10) An Nachrichten über Erle über älterer Zeit
ist noch eine Angabe des Lehnsregister des Grafen von Solmisse zu
Ottenstein aus dem 14. Jahrhundert über Abgaben von dem im Kirchspiel
gelegenen großen und kleinen Hach zu erwähnen. (Vgl. Tibus S. 1066.)
x
Nach örtlicher Überlieferung 11)
soll der Hof zu Erle zwischen der Pastorat und dem Hofe Tellmann in der
Paßweide gelegen haben, wo noch heute ein dem Wirte Böckenhoff genannt
Bente gehörendes Grundstück der Schultenhof heißt und man auch die alte
Sohlstätte aufgefunden haben will. Das nach dem Dorfe Heiden zu
gelegenen Wall, ehemals Werl geheißen, dessen Grenzen 1786 neu
festgesetzt wurden, war in der Erler Mark nicht berechtigt, es gehörte
damals noch den Freiherren von Wylich zu Diersfort, von denen es die
Familie Schäper seit Jahrhunderten in Pacht hatte. (1605: „Johan
Olthuß, sunsten genannt de Scheipffer auff werlle“, 1614: „Jan
Oldthoeff sunst genandt Jan Scheffer aufs Werll“). Zu Anfang des 19.
Jahrhunderts gehörte der Hof Schäper aufm Werl („das kleine Werl“) der
Frau Baeßen geborene Wydenbruck zu Borken; 1811 verkaufte diese den
eigentlichen Hof an die aufsitzende Familie, während sie ihr die
zugehörigen Grundstücke und Gerechtigkeiten, wozu auch die Schaftrift
auf dem großen Werl gehörte, aufs neue in Erbpacht gab. Der heutige
Besitzer heißt Brömmel. 12)
x
11) Brunn, Urk.-Sammlung S.
41 (Manuskript in Wulfen).
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12)
Urkunden, seit 1605 auf dem Hofe Schäper upn Wall.
x
Auf eine Urkundliche Mitteilung
scheint die Nachricht 13) zurückzuführen
zu sein, daß schon 1488 der klevische Anteil der Gemeinde Erle durch
Vereinbarung zwischen dem Drosten Johann von der Horst zu Schermbeck
und Johann von Lembeck an die Gerichtsbarkeit des Hauses Lembeck
gekommen sei; letzterer habe sich verpflichtet, daß er die Gerichte zu
Altschermbeck, Erle und Raesfeld wie in alter Zeit halten und die die
klevischen Güter und Untertanen wie die eigenen schützen werde, wofür
jeder Bauer ein Malter Hafer und 2 Hühner, jeder Kötter ½ Malter und 1
Huhn geben und jeder Eingesessene verpflichtet sein solle, auf den
Glockenschlag zum Lembeckischen Waffengerichte zu erscheinen. 14)
x
13) Erler
Schulchronik.
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14) Schon in der Steinzeit
hatte die Gegend um Erle Bewohner; eine steinerne Streitaxt fand sich
auf dem an der Straße nach Raesfeld gelegenen Thierskamp, eine andere
auf dem zwischen Erle und Wesel gelegenen sumpfigen „Loar“, und auch
zwischen Rhade und Lembeck sind von Dr. med. Conrads=Borken Steinwaffen
(Steinhämmer, Pfeilspitzen u. dgl.) gefunden worden. – Auch die von Dr.
Conrads in der Heide zwischen Rhade und Erle aufgedeckten (6 bis 8)
Hügelgräber gehören zum Teile wenigstens dieser Zeitperiode an, während
andere den Uebergang vom Hügelgrab zum Urnenfriedhof bilden; in
mehreren dieser Hügel fanden sich keine Scherben, wohl aber ein noch
unberührter Knochenherd. Ob die drei Hügel, welche rechts an der
Landstraße nach Borken auf dem Heidegrundstück des Hofes Schäper upn
Wall sich erheben, Hügelgräber sind oder zu einem daneben befindlichen
Urnenfriedhof gehörigen Verbrennungshügel, muß noch festgestellt
werden, ebenso welcher Zeit das bei dem Hofe Böckenhoff gelegene
Urnenfeld Hilgenberg angehört; mehrere dort ausgegrabenen Urnen sind im
Besitze des Museums zu Dorsten. Auch in Westrich sind vor kurzem durch
Oberlehrer Schultz=Dorsten aus einem in der Nähe des Hofes Krampe
gelegenen Wall drei leicht gebrannte Urnen ausgegraben worden, zugleich
auch Reste von Eisenwaffen (ein Sax, mehrere Speerspitzen und ein
Schildbuckel). Unweit des Hilgenberges liegt der sagenhafte
„Teufelsstein“, der nach Lehrer Lammersmann=Erle zum Opfern diente,
nach Dr. Conrads aber wohl der Rest eines Steingrabes ist; in der Nähe
aufgefundener Steinschlag zeigt, daß hier Granitblöcke zerschlagen
sind. – Zwischen Erle und Raesfeld finden sich auf Reste einer alten
Landwehr; sie stammt vielleicht aus jener Zeit, in der die Römer von
Xanten aus ihre Eroberungszüge nach Deutschland unternahmen. Nach der
„Schulchronik“ hat hier Professor Hosius ein Römerlager festgestellt;
der Hauptwall sei 1½ m hoch und in Hufeisenform angelegt, die weiteste
Entfernung der beiden Wälle betrage 800-1000m, im Inneren seien, etwa
10m vom Hauptwalle entfernt, mehrere gleiche viereckige Erhöhungen
aufgeworfen. Auch aus diesen Wällen sollen vormals Waffen ausgegraben
sein.
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II. Erle im
Reformationszeitalter. – Die Wiederherstellung geordneter
Zustände durch Pfarrer Michael Spannier (1622 – 1659).
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Erst im dem 16. Jahrhundert
lichtet sich das Dunkel, das die Geschichte des Dorfes Erle umhüllt,
infolge der Aufzeichnungen des Pfarrers Spannier, der von 1622 ab fast
vierzig Jahre hindurch als eifriger Seelsorger in der Gemeinde gewirkt
und seine Pfarrkinder zum katholischen Glauben zurückgeführt hat,
nachdem seine sechs Vorgänger sich mehr oder weniger der Reformation
geneigt gezeigt hatten. Wie auf Altschermbeck, so haben ohne Zweifel
auch auf Erle die Verhältnisse im angrenzenden klevischen Gebiete
eingewirkt, wo die neue Glaubensrichtung allgemein Eingang gefunden
hatte. Der letzte katholische Pfarrer vor Spannier war Jakob Brabander
gewesen, der im Jahre 1533 starb. 15) Als
ein rücksichtsloser Reformator war insbesondere Philipp Raesfeld
aufgetreten, „ein verbitterder Calvinist“, durch welchen um 1570 in der
Kirche, die schon zehn Jahre zuvor durch eine Feuersbrunst schwer
heimgesucht war, die vorhandenen drei Altäre zerstört und alle
vorhandenen Bildnisse der Heiligen „zu Aschen verbrant“ wurden. Als
1571 der münstersche Bischof Johannes von Hoya durch seine
Bevollmächtigten die einzelnen Pfarreien seiner Diözese visitieren
ließ, fanden diese in der Kirche zu Erle keine Bücher außer einigen
lutherischen Gesangbüchern; das Tabernakel (saerarium) war leer, der
Taufbrunnen voll Fliegen und Spinnen, die Statuen waren hinweggeräumt,
die Gemälde überweißt. 16) Über Raesfeld
heißt es weiter in einer archivalischen Notiz: „ Dieser hielt sich also
in Erle, daß er wurde nach Bevergern geholt, und danach wurde ihm das
Land verwiesen.“ Spanniers unmittelbarer Vorgänger war Konrad Storrich
gewesen, ein früherer Mönch; er stand 33 Jahre der Pfarre von Erle vor
und zwar anfangs als ein Anhänger Luthers, dann Kalvins. Er hinterließ 17) in
der Kirche „nihil praeter parietes dealbatas, imagines autem depictae
deletae et altare profanatum“. (Nichts als frisch geweißte Wände,
zerstörte Bilder und den entweihnten Altar“.)
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15) In der Kirchenrechnung
von 1644 berichtet Spannier: „Nach dem Brabander ist einer gekommen
Joannes Berndardi oder Hardenberrich geheißen; hie qui simicatholicus
abiit anno 1555. Post illum venit quidam vicarius Durstensis, qui anno
59 ex Erlle propter religionem discessit. Post hune venit quidam
pessimus Calvinista dictus Phillipus Raßfelt. Dieser haet de kirche zu
Erlle met allen altaren, als summum, beati Siluestri, altare beatae
Mariae virginis abgebrochen unt met hilligen Belderen zur Aschen
verbrant, wordt darnach auff Bevergenn gefen(g)lich geforet unt also
aus dem lande verbannet. Nach diesem quam einer wedder von Dorsten,
Herr Jacob Funke geheißen, welger alleine 3 oder 4 ihare in Erle
gewesen indt nach verlauffenen ishare in wedder nacher Dorsten gezogen.
Danach quam ein verlauffener Monich, Conradus Storrich geheißen, von
Ranstrup geboren, welger in Erlle als Pastor gestanden dan Luthers, dan
Calvins drei int dreizich ihare; anno 1590 venit in Erle, anno 1623
obiit in Scherenbeck. Huic ego successi; sed acceptavi pastoratum anno
1622. 8. Oktober.“
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16) Tibus, Kirchl. Zustände
im Bistum Münster 1535 – 1574.
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17) Niesert, U.=S. ad. a.
1592.
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So hatte Spannier anfangs mit den
größten Schwierigkeiten zu kämpfen; er selbst schreibt darüber: „Was
mihr darzumall von minen in Godt rowenden Heren bevalen int was ick
immitels minen gestandenen iharen von denen von Erlle indt anderen
ungenannten mossen liden, weis Godt indt ich.“
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Aber durch seine Ausdauer kam er
schließlich doch zum Ziele. Schon 1631 war - wie wenigstens
eine in dem steinernen Rahmen der ehemaligen Chortür eingemeißelte Zahl
vermuten läßt - der Ausbau der Kirche zum Abschluß gebracht, und die
seit dem Jahre 1644 erhaltenen Kirchenrechnungen berichten über die
Anschaffung zahlreicher Paramente und würdigen Kirchenschmuckes.
Schade, daß nicht auch die Rechnungen über die beiden vorausgehenden
Jahrzehnte erhalten sind, sie würden ein allseitiges Bild von der
Tätigkeit dieses seeleneifrigen Priesters ermöglichen.
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Die alte Kirche war ein
einschiffiges Langhaus, im gotischen Stile aus Ziegelsteinen
ausgeführt, von einem Kreuzgewölbe mit Gurten überspannt. Die Länge der
Kirche betrug 55, die Breite 22, die Höhe 24 Fuß. Das Chor, das um
einige Zoll erhöht war, trat äußerlich nicht hervor, sondern hatte mit
dem Schiff der Kirche ein Dach von gleicher Höhe. Auch der im Westen
gelegene Turm war in allen seinen Geschossen gleichmäßig aus
Ziegelsteinen aufgebaut, nur der etwas hervortretende Sockel bestand
aus Bruchsteinen; eine Spitze hatte derselbe nicht, sondern eine nach
allen Seiten sich neigende Dachform. Die Kirche hatte drei Eingänge,
einen im Turm, die beiden anderen am Schiff und am Chor der Südseite;
die Türen waren mit eisernen Nägel beschlagen. An der Torseite befand
sich die Sakristei, nach Süden hin wurde 1663 ein Beinhaus angebaut.
x
Pastor Spannier ließ das Dach der
Kirche und ihres Turms zum großen Teile neu mit Ziegeln decken. Auch
ließ er den Boden des Gotteshauses um 1½ Fuß erhöhen und mit Baumberger
Steinen belegen, das Gewölbe der Kirche durch Meister Johann bemalen.
Von welch opferwilligem Eifer zeugt es nicht, wenn wir 1651 lesen: „Ego
ipse de beiden kerchdoren angestrechen; de farbe kostet 2 Daler.“
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Alles was zum Gottesdienste
erforderlich war, mußte neu beschafft werden: Meßgewänder, Fahnen,
Antipedien, Altargardinen, Altarbücher, Alben und sonstige Paramente;
eins der Meßgewänder wurde aus einer 1645 für 6 Malter Roggen in Wesel
gekauften „roedt dubbelt armesien scherpffe oder feltzechen“
angefertigt. Den Kelch ließ Spannier 1647 neu vergolden; auch kaufte er
eine Monstranz, ein silbernes Ciborium, einen Kronleuchter, eine ewige
Lampe, eine große Kirchenschelle und vieles andere. Um den Altar ließ
er ein neues Subsellium anfertigen, für das Chor der Kirche neue Bänke.
Schnitzarbeiten bezog er von einem Künstler aus Dorsten, dem Küster
Ferdinand, so ein Kruzifix, ein Bild des hl. Geistes, ein Marienbild,
ein Bild des Patrons S. Silvester und zwei für den Altar bestimmte
Engel. Malern gar er in Auftrag ein Altarbild, ein Bild der hl.
Dreifaltigkeit, von Christi Einritt in Jerusalem und von Christi
Ausführungen aus diese Stadt, ein Ecce homo- und ein Kruzifix-Bild, ein
Bild von der Krönung Mariä und Bilder der zwölf Apostel. Fürwahr, eine
umfassende Tätigkeit in einer Zeit, wo ganz Deutschland an den Folgen
des dreißigjährigen Krieges daniederlag, der namentlich in der
Hessenzeit (1633-1648) auch das Münsterland schwer heimsuchte. 18)
x
18) Auch durch den Krieg,
der in den Niederlanden gegen die spanische Herrschaft geführt wurde,
sah sich Erle in Mitleidenschaft gezogenen. Nach einer Urkunde vom 3.
August 1605 versetzt damals die Kirchengemeinde dem Pächter auf dem
Werl (s. o.) eine Wiese „des ledigen Krieges halben, derweile wir auff
unseren eignen beuttell haben mossen schützen halten.“
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Auch eine neue Glocke wurde 1631
für Erle gegossen. Sie zeigt außer dem Bilde des hl. Silvester und der
Jahreszahl das Wappen und den Namen des Freiherrn Burchard von
Westerholt zu Lembeck, die Namen des Pfarrers („Michael Spannier pastor
me fieri curavit“), des Glockengießers (Johannes Formica) und der
beiden Kirchmeister, sowie den Spruch: „De Lebendigen rope ich, de
Doden bewehne ich, Hagel vndt Donder breke ich.“ – Die beiden anderen
Glocken der Kirche zu Erle wurden 1792 und 1851 zu Dinslaken (Henr.
Petit) und Gescher (Petit und Edelbrock) neu gegossen; letztere stammte
aus dem Jahre 1469 und war ehemals der heiligen Katharina geweiht, 19)
heute trägt sie da Bild der unbefleckten Jungfrau Maria und die
Begrüßungsworte: Salve regina, mater misericordiae, vita, dulcedo et
spes nostra.
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19) Nach
einer Aufzeichnung im Pfarrarchiv hatte sie am Rande den gleichen
Spruch wie die Glocke von 1631; „de levende rope ik, de todden beklage
ik, hagel un donner breke ik;“ etwas niedriger sei die Jahreszahl
angebracht gewesen, ebenso der Taufname: Catharina hete ik. (Vgl. auch
Tibus 1066.)
x
An dieser Stelle mögen auch noch
eine Angaben aus den von 1644 bis 1675 reichenden Kirchenrechnungen
Erwähnung finden, weil sie für die Verhältnisse jeder Zeit
charakteristisch sind. Regelmäßig finden sich Ausgaben für
Kommunikantenwein verzeichnet. 1644 wurden zu solchem Zwecke sowohl
Weihnachten wie Ostern je 12 Kannen in Wesel angekauft; die Kanne
kostete 10 Stüber, zwölf Kannen also 4 Daler oder 6 Scheffel Roggen.
1645 besorgte man das gleiche Quantum aus Wesel und außerdem noch zu
Pfingsten 5 Kannen aus Raesfeld. 1662 verbrauchte der Pastor das Jahr
hindurch auf dem Altare 10 Kannen, während man „pro communicantibus“ zu
Weihnachten 12 , zu Ostern 17 und zu Pfingsten 7 Kannen Wein holen
ließ. Es bestand also auch damals noch die Sitte nach Empfang des hl.
Sakraments die Nachspülung zu nehmen. – Wie die hl. Öle und das
Chrisma, so ließ man meist auch den Weihrauch von Münster besorgen. –
Die Kerzen pflegten Pastor, Kirchmeister und Küster selbst zu
machen, wobei es ohne einen guten Trunk Bieres nicht abging. So heißt
es 1644: „als wi de kertzen maketen auff Christmiß ihn Kosters hauß,
verzert Kirchmester, Pastor indt Koster 3 fanen beer ad 15 ft,“, und
„auff osteren, als man de paschkertzen neben den anderen kertzen
makede, kirchmeistere, pastor, pawell (d.i. Kaufmann Paul von Ackern,
von dem man das Wachs kaufte) ind Custos verzert 1 D.“ – Der Pastor
erhielt „auff pallem, auff stiellen fridach, auff paschabent, auff
nuweihar int allen ferhochzeiten“ jedesmal eine Kanne Wein, „ad 10 st.
de kan“. – Die Kirchenrechnungen berichten auch, daß seit alter Zeit
auf Weihnachten, Ostern, Pfingsten und am Sonntag vor Mariä Geburt
(„dominica ante nativitatem B. M. Virginis, quando dedication nostrae
ecclesiae habetur“) im Pfarrhause eine Festtafel stattfand; es heißt
z.B. 1646: „De Kirchmeistere, Custos unt andere Kirchendeiner komen
alle feerhochzeiten bei dem pastori nach altem gebrauch zur malzeit;
alsdan haben se von der Kirchen zu verzeren 1 D. (- 1644: facit int
jhar 4 Daler).“ 20) – Auch denjenigen,
die bei der Kirchspielprozession zu Pfingsten (feria tertia
pentecostes) „vnse Siluester vnd vnse liuen frauven belt gedragen ond
die mitt die Klocken geludet haben ond die fanen gedragen“, wurde im
Pfarrhause ein Imbiß dargereicht, der Verzehr betrug jedesmal 2 Daler.)
Für die Fahnenträger bei den Prozessionen nach Rhade, Raesfeld und
Schermbeck stehen jedesmal 8 Stüver in Rechnung.
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20) Erst zur Zeit des
Pfarrers Karthaus ist dieses Festmahl in Wegfall gekommen.
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Auch den
Pächtern stand ein Trunk zu, wenn sie ihre Abgaben entrichteten; 1644:
„als de Kirchen-Eruen ihre pechte bezalten in der Weddemhauen, de
pechters verzert 14 fanen beer, de fan 5 st., facit 2 D. 20 st.“
Gegessen und getrunken wurde natürlich auch im Pfarrhause, wenn der
Richter von Lembeck die Jahresrechnung der beiden Kirchmeister prüfte.
Die Kirchmeister, welche die Verwaltung der Kircheneinkünfte zu
besorgen hatten, wurden jedesmal auf vier Jahre von der Gemeinde
gewählt und dann vom Patronatsherrn ernannt; war ihre Zeit abgelaufen,
so hatten sie vor den in der Kirche versammelten Gemeindemitgliedern
über ihre Geschäftsführung Rechnung abzulegen.
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Gleich die älteste
Kirchenrechnung, die uns erhalten ist, berichtet über einen
„Scholemester in Erle“; damals wurden ihm unter Zustimmung der Gemeinde
aus dem Kirchenvermögen 4 Scheffel Roggen überwiesen, ebenso in den
folgenden Jahren. Später zahlte jedes Kind ein Schulgeld von 15
Silbergroschen, die armen Kinder waren davon befreit, doch wurden dafür
dem Lehrer nach einer Angabe des „Armenbuches“ jährlich 4 Taler
überwiesen. Der Lehrer war zugleich Küster. Als solchem standen ihm
außer einer Hausstätte und einem Garten 13 Scheffel Ackerland zu,
ferner die festgesetzten Jura sowie von den Kirchengütern
Garbenzehnten; von jedem Erbe, von welchem der Pastor zwei Scheffel
Roggen erhielt, bekam er einen Scheffel, von Horstmann jedoch nur einen
halben Scheffel. Für das Stellen des Uhrwerks im Kirchturm erhielt er
jährlich 6 Scheffel Roggen. – Der älteste Lehrer und Küster, der uns
dem Namen nach bekannt ist, war Henrich Richters; 1649 trat er sein Amt
an und bekleidete dasselbe nach einem Rotariatsinstrument noch 1690. Er
unterrichtete in seinem eigenen Hause, das am Platze gelegen war. 21) Sein Nachfolger im Amte war der später zu
erwähnende Dietrich Jürgen Quickstert.
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21) Nach diesem „Hause des
Küsters am Platze“ führen seine Nachkommen noch heute den Namen
„Platzköster“; das Haus lag dem jetzigen Hause Schumacher gegenüber
nach Osten in der Grasweide.
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Von einem Organisten ist zuerst
1659 die Rede. 1670 wurde für „die newe Urgel“ ein Söller gebaut.
Dieselbe wurde damals durch den Organisten von Schermbeck versehen, der
an allen Sonn- und Feiertagen nach Erle kommen mußte; er erhielt dann
im Pfarrhause freie Kost und Bier, außerdem einen Jahreslohn von 12
Dalern.
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Michael Spannier scheint 1659
gestorben zu sein; die Kirchenrechnungen dieses Jahres zeigen anfangs
noch seine Handschrift und sind dann vorläufig fortgeführt durch Johann
Spannier, der als sein Erbe auftritt. Fast vierzig Jahre hindurch hatte
Spannier in der Gemeinde gewirkt, und es war ihm möglich gewesen, in
dieser Frist nach allen Richtungen hin Ordnung zu schaffen und die
alten Mißstände zu beseitigen. Sein Andenken lebt noch heute fort in
der dankbaren Gemeinde.
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III. Erle zur
Zeit der Pfarrer Corte, Quickstert und Cumann (1659 – 1769).
– Aufzeichnungen über die Kirchengüter und die Gerechtsame des
Pfarrers.
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Nach Spannier war zunächst
Heinrich Korte und dann von 1678 bis 1727 Hermann Quickstert Pfarrer in
Erle. Dieser begann gleich 1678 ein Kopulationsregister zu führen, 1696
auch ein Taufregister; das Sterberegister wurde erst 1728 von seinem
Nachfolger eingerichtet. Quickstert hat auch über die Kirchengüter
eingehende Aufzeichnungen gemacht, welche die Mitteilungen der älteren
Kirchenrechnungen über dieselben ergänzen und vervollständigen.
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1705 errichtete Quickstert an der
östlichen Seite des Pfarrhauses auf eigene Kosten ein Haus, das bei
erster Gelegenheit zur Stiftung einer Frühmesse in Erle verkauft werden
sollte. Da es auf Pastoratsgrunde stand, mußte der Besitzer an den
Pfarrer alljährlich 1 Taler und 1 Rauchhuhn entrichten, auch demselben
2 Handdienste leisten; 1844 wurde dieser Kanon abgelöst. Das neugebaute
Haus wurde zunächst von einem Neffen des Pastors bewohnt, der, wie
schon oben erwähnt, Lehrer und Küster in Erle war; aus diesem Grunde
wird es noch heute „das Küsterhaus“ genannt und führt die Diele, auf
der unterrichtet wurde, noch heute den Namen „Schule“. 22)
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22) Von Lehrer Quickstert
kam das Haus an dessen Schwiegersohn Jakob Fasselt; heute wird es von
Böckenhoff genannt Bente als Scheune benutzt.
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Nach dem Tode Quicksterts wurde
1772 der aus Ramsdorf gebürtige Ortwin Rave als Lehrer und Küster
angestellt. Nun wurde an die Südseite der Kirche eine eigene Schule
gebaut; sie lehnte sich an den Turm und reichte bis zum ersten
Strebepfeiler der Kirche, war also sehr klein.
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In einer solchen Schule befanden
sich nur kleine Fußbänkchen, auf denen die Kinder in hockender Stellung
sitzen mußten; als Unterlage zum Schreiben wurden die hölzernen Kasten
gebraucht, in denen die Kinder ihre wenigen Bücher und sonstigen
Schulsachen sowie einige Stücke Holz oder Torf als Brennmaterial für
den Schulofen alltäglich von Hause herbeitrugen. Zum Schreiben
benutzten sie Gänsefedern und eine Tinte, die sie aus Galläpfeln und
Eisenrost selbst verfertigt hatten. Nach Beendigung des Unterrichts
steckten die Kinder ihre Federn hinter einen Riemen, der an der Wand
hing; der Lehrer schnitt dieselben dann für die nächste Schreibstunde
wieder zurecht. So wird uns berichtet in der „Erler Schulchronik“.
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Aus der Wirksamkeit des Pastors
Quickstert, der ein seeleneifriger Priester war und in der Gemeinde
viel Gutes stiftete, sei noch hervorgehoben, daß er am 20. Juli 1701
die Todesangstbruderschaft einführte; der für diese erwirkte Ablaßbrief
ist noch im Ablaßbrief ist noch im Pfarrarchive vorhanden.
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Sein Nachfolger wurde der aus
Wadersloh gebürtige Johann Joseph Cumann, der 42 Jahre lang als Pfarrer
in Erle wirkte. Zu seiner Zeit hatte Erle gleich der ganzen
Herrlichkeit Lembeck sehr unter den Drangsalen des siebenjährigen
Krieges zu leiden, da fort und fort Fourage an das Magazin in Wulfen
geliefert werden mußte und immer neue vorbeiziehende Truppenabteilungen
Vieh und Lebensmittel sich aneigneten. Cumann starb am 17. Dezember
1769 im Alter von 72 Jahren. Sein Nachfolger nennt ihn im
Sterberegister einen „pastor zelotissimus“. Mit besonderem Eifer sorgte
er für die Erhaltung und Ausschmückung der Kirche. Das baufällig Dach,
das bisher mit Ziegeln gedeckt war, ließ er 1736 mit Schiefer
bekleiden, nachdem zu diesem Zwecke eine Kollekte in der Herrlichkeit
Lembeck bewilligt war. Um Platz für zwei neue Bänke zu gewinnen,
versetzte er 1769 den Taufstein an den Eingang der Kirche. Auch ließ er
durch einen Pater in Dülmen mehrere Bilder auf Leinwand malen, die
lange Zeit das Gotteshaus schmückten. Bemerkt sei noch, daß auf sein
Betreiben im Jahre 1740 die zur Pastorat gehörenden Ländereien
vermessen und durch Grenzsteine gesichert wurden.
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Nach den Aufzeichnungen
Quicksterts waren die Höfe Rickert (jetzt Sondermann) und Hußmann seit
alters Eigentum der Kirche, Prien (jetzt Stenert) und Nienhaus (jetzt
Krampe) Eigentum der Pastorat; später waren auch die Einkünfte aus den
Höfen Paveß (jetzt Heßling) und Horstmann, die ursprünglich zum
Silvesteraltare gehörten, sowie den zuvor zum Marienaltare zahlenden
Höfen Grevinck (Böckenhoff genannt Geving) und Heßling der Kirche
selbst überwiesen. Die Gesamteinnahmen aus diesen acht Gütern betrugen
1644 und in den folgenden Jahren 98, später (so noch 1850) 100 Scheffel
Roggen. Es waren also zwei Scheffel hinzugekommen. 23)
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23) Es sind dieses wohl
jene zwei Scheffel, die nach einer Angabe Quicksterts Greving zuvor an
die Kirche zu Altschermbeck zu zahlen hatte, dann aber an den Pastor zu
Erle überwiesen waren für einen Dukaten, den dieser alljährlich von
Altschermbeck zu fordern hatte.
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In älterer Zeit wurde dem Pastor
ein Gewinngeld gezahlt, wenn eins der Kirchengüter in die Hände eines
neuen Besitzers überging, doch wurde diese Verpflichtung später
bestritten, und als 1846 bei dem Land- und Stadtgerichte zu Dorsten für
Erle die Eintragungen in das Hypothekenbuch erfolgten, begnügte sich
der Pfarrer, gegen die Weigerung der Bauern einen Protest zu Protokoll
zu geben. – Bei einer Heirat auf einem der genannten Höfe verlangte der
Pastor auf Grund alten Herkommens außer den allgemein üblichen
Kopulationsgebühren von dem Bräutigam ein paar Stiefel, die nach dem
Werte der Besitzung mit 4-8 Talern bezahlt wurden, und von der Braut
ein neues Hemd; Pastor Quickstert schreibt, es hätten sich zu seiner
Zeit „unterschiedliche wollten widersetzen, sed coacti semper solvere
debuerunt ante copulationem.“ Er fügt hinzu: „Und sind die Kirchgüter
noch glücklich, denn in allen benachbarten Kirchspielen müssen die
Kirchgüter an den Herrn Pastor die Stiefel zahlen und daneben Gewinn
geben an die Kirche.“ Jeder der beiden Kirchmeister hatte bei einer
solchen Hochzeit von dem Bräutigam einen neuen Hut zu beanspruchen.
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Vor den Zeiten Quicksterts war es
Brauch gewesen, daß der Pastor, wenn er zur Kindtaufe ging, die
Taufgebühren erließ, „aber – so fügt er hinzu – auf der Hochzeit hat
der Herr Pastor und Küster eine freie Zeche, so lange sie währt“. Auch
war damals noch jeder der 32 Bauern der Gemeinde verpflichtet, dem
Pastor zweimal im Jahre mit seinem ganzen Gespann zu dienen, einmal bei
Graß und einmal bei Stroh, während die Kötter und sonstige
Hauseigentümer, insgesamt etwa 90 an der Zahl, zwei Leibdienste leisten
mußten, erstere mußten um 7 ½, letztere um 6 Uhr im Dienste sein. An
dem Holze, das meist alle vier Jahre aus den gemeinsamen Marken
zugewiesen wurde, stand ihm doppeltes Recht zu, ebenso an der
Eichelmast; bei guter Mast konnte er so viel Schweine eintreiben, als
er besaß. Auch hatte der Pfarrer das Recht, Tauben zu halten. An
Gebühren erhob er für eine Taufe und die Einführung einer Mutter
insgesamt gegen 1 Taler, 24) ebensoviel für die Kopulation und für ein
Begräbnis mit Messe und Predigt; für die Proklamation erhielt er ein
Paar Hühner. Bei einem Krankenbesuche hatte der Pastor 6, der Küster 3
Stüber zu beanspruchen; dieses berichtet Quickstert mit dem
bemerkenswerten Zusatze: „totidem extrema unctio, quae quidem ante meum
adventum nulli data: hine duplicato labore dublicavi iura bona puto
conscientia.“
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24) "Clevischer Daler ist
vor dem 7jährigen Krieg gewesen ½ Rthlr. Markgeld; nach dem Kriege ist
eine münstersche Verordnung gekommen, alles in Markgeld zu bezahlen.“
(So Quickstert.)
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IV. Erle zur
Zeit der Pfarrer de Weldige=Cremer, Lohede und Nonhoff (1770-1891)
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Auf Cumann folgte als Pfarrer
Joseph Anton de Weldige=Cremer, ein Sprößling der seit alters in
Dorsten angesessenen Familie gleichen Namens, zuvor Vikar an der
Kapelle zu Lembeck. Zu seiner Zeit kam Erle unter preußische
Herrschaft. Als im Jahre 1803 das Fürstbistum Münster säkularisiert
wurde, ging das Amt Ahaus, zu dem auch Erle und die übrigen Gemeinden
der Herrlichkeit Lembeck gehörten, zunächst an das Fürstentum Salm und
bei dessen Aufhebung 1810 an das Kaiserreich Frankreich über; Erle kam
damals zum Kanton Ringenberg das Arondissements Rees im Departement der
Lippe. Nachdem dann 1813 die Franzosen durch die Preußen verdrängt
waren, bildete Erle bis 1816 einen Bestandteil des Kreises Rees, dann
des Kreises Recklinghausen; es gehört seitdem zum Amte Altschermbeck,
das zugleich mit dem Amte Lembeck von Wulfen aus verwaltete wird. Die
Franzosenzeit brachte bei der Nähe zur Festung Wesel für Erle häufige
Durchmärsche und Einquartierungen; ganz besonders schlimm wüteten die
Kosaken, die im Winter 1813-1814 sich einlagerten. So war Pastor de
Weldige nicht in der Lage, für die Instandhaltung seiner Kirche Mittel
aufwenden zu können. 1790 ließ er freilich das Pastorat neu erbauen,
aber schon 1797 wurde dieselbe durch eine Feuersbrunst zum größten
Teile wieder eingeäschert. Auch war er schließlich wegen hohen Alters
nicht mehr im stande, seinen Verpflichtungen in genügender Weise
nachzukommen. Die alten Gerechtsame der Pfarrei gerieten zum Teil in
Vergessenheit, und die Kirchenbücher wurde von ihm so mangelhaft
geführt, daß nachträglich von seinen Erben die Summe von 484
Reichstalern 25 Stübern eingezogen werden mußte; ein Prozeß über die
Abgaben des Kirchenbauern Nienhaus endete mit einem Vergleiche. Zur
Aushilfe in der Seelsorge ließ de Weldige an allen Sonn- und Feiertagen
einen Pater aus Dorsten nach Erle kommen. Am 13. März 1814 starb er;
seiner Kirche hinterließ er testamentarisch die Summe von 100 Talern.
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Sein Nachfolger wurde Franz
Lohede, ein ehemaliger Franziskanerpater, 1760 zu Warendorf geboren. Er
war 1777 in den Orden getreten, 1783 zu Rheine zum Priester geweiht,
hatte seit 1784 als Magister zu Meppen, dann bis 1800 als Lektor der
Philosophie zu Dorsten und bis 1881 als Guardian und Lektor der
Theologie zu Rheine gewirkt, nach Aufhebung des Klosters war er Vikar
zu Hoetmar gewesen. Er starb zu Erle am 6. März 1843.
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Als er im Juli 1814 sein neues
Amt antrat, mußte er zunächst darauf bedacht nehmen, die Pfarrwohnung
wieder in stand zu setzen und die Gerechtsame der Pfarre aus neue
sicher zu stellen. Von den althergebrachten Spann- und Leibdiensten der
Eingesessenen (s.o.) wurde damals kaum noch der dritte Teil geleistet.
Lohede klagte deshalb beim Generalvikariate und beim Bürgermeister
Grüter, wurde aber diesen zum Prozeß verwiesen.
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Um wenigstens den Besitzstand zu
retten, traf er im Dezember 1818 einen Vergleich, nach dem ihm jeder
der 33 Bauern 25) eine Entschädigung von einem halben klevischen Taler
entrichten sollte, und schaffte sich ein Pferd und Ackergerät an, ließ
sich einen Pferdestall bauen und seine Scheune vergrößern. Aber nur
einige Bauern zahlen die Abgaben, und auch diese nur einmal, und als
1830 die Besitztitel berichtigt wurden, bestritt man die Verpflichtung,
für welche die Entschädigung vereinbart war. Als die Angelegenheit dann
auf einer Konferenz zu Schermbeck zur Sprache gebracht wurde, war man
der Ansicht, es sei nicht ratsam, mit den eigenen Pfarrkindern zu
Gerichte zu gehen, und Lohede fügte sich solcher Erwägung. Mehr Erfolg
hatte er bei der Wiedervorderung der Meßhühner; welche schon seit
längerer Zeit nicht mehr geliefert waren; nur einige wenige verhielten
sich weigerlich. Ebenso blieb er siegreich, als bei der Teilung der
Erler Mark, die auf Antrag mehrerer Interessenten 1822 von der
Generalkommission verfügt wurde, ein Streit über das zur Verteilung
kommende Holz entstanden war; das Generalvikariat entschied, daß dem
Pfarrer zwei Anteile zukämen, während Patron und Kirchenvorstand einen
derselben für die Kirche selbst in Anspruch nahmen. Als der
Kirchenbauer Greving sich weigerte, bei Ablieferung seiner Pacht altem
Gebrauche gemäß einen Schinken zu geben, der dann von dem
Kirchenvorstande und den Kirchenbauern gemeinsam verzehrt wurden, kam
es zu einem Prozesse; die Verpflichtung wurde als zu recht bestehend
anerkannt, doch machte man von diesem Rechte später keinen Gebrauch
mehr, da das „Kirchenpachttrinken“ Anlaß zur Unordnungen darbot, auch
die Kirche die bei dieser Gelegenheit eine Tonne Bier geben mußte,
dadurch selbst benachteiligt wurde.
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25) Verzeichnis der Bauern,
welche Meßkorn geben mußten:
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a) in Österrich: 1) Bente
aufm Hock (1 Scheffel), 2) Orendorf (1), 3) Tenk (1), 4) Rickert (1),
5) Paus (1), 6) Hueßmann (1), 7) Benning (1), 8) Greving (3), 9) Brand
(1½), 10) Böckenhoff (1), 11) Ribbekamp (1), 12) Jost (1), 13) Budde
(1), 14) Suendorf (1), 15) Horstmann (2), 16) Punsmann (1), 17) Bente
im Dorf (2), 18) Heßling (1), 19) Tellmann (1);
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b) in Westrich; 20)
Schneemann (1), 21) Riefmann (1), 22) Piethan (1), 23) Priem (1), 24)
Hörnemann (1), 25) Wilms (1), 26) Pottbecker (1), 27) Wissing (2), 28)
Nienhaus (1), 29) Klaus (1), 30) Overhage (1), 31) Luchmann (1), 32)
Stegerhoff (1), 33) Askamp (1).
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Im Jahre 1822 wurde ein
Frühmessenfonds in Erle gestiftet. Nachdem Pastor Lohede sich anfangs
mit gelegentlicher Aushülfe durch fremde Geistliche beholfen hatte, war
von ihm später ein Vertrag mit dem Franziskanerkloster zu Dorsten
vereinbart worden, nach welchem dieses gegen eine Entschädigung von 25
Talern an allen Sonn- und Feiertagen einen Pater zur Verfügung stellen
mußte, der am Nachmittage zuvor mit einem Wagen abgeholt wurde; für die
Verpflegung wurde dem Pfarrer 24 Taler Kostgeld gezahlt, die Unkosten
durch freiwillige Beiträge gedeckt. Bei Teilung der Erler Mark
verkaufte man nun zur Stiftung eines Frühmessefonds für 1610½ Taler
Markengrund, und da gleichzeitig 34 Grundrenten im Betrage von 26
Talern 21 Silbergroschen (=34 Tlr. 42 St. 3 Pf. klevisch) hergegeben
wurden, so standen nicht nur jährlich 100 Taler als Gehalt für einen
Hülfsgeistlichen zu Verfügung, sondern es konnten auch noch 5 Taler für
die Verwaltung der Kirchenrendantur ausgeworfen werden, die bisher der
Pfarrer selbst besorgt hatte; erster Kaplan war Anton Schwarze, dem
1841 Heinrich Neuwöhner folgte. 26)
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26) Neuwöhner starb als
Landdechant in Telgte. Ihm folgten in Erle 1843 Heinrich Schmitz aus
Laer (starb als Pastor in Heek), 1846 Heinrich Besseling aus Südlohn
(starb als Pastor in Holthausen), 1858 Bernhard Wittgen aus Münster
(jetzt Vikar zu Telgte), 1859 Frid. Ristemper aus Warendorf, 1863
Philopp Vorwich aus Ottmarsbocholt (starb als Pastor in Lette), 1865
Bernhard Segbers aus Legden (jetzt Pfarrer in Gimbte), 1887 der jetzige
Pfarrer Peter Karthaus.
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Gleich nach Ankunft des Pastors
Lohede wurde auch der Bau einer neuen Schule in Angriff genommen; da
die Zahl der zu unterrichtenden Kinder auf 112 gestiegen war, war der
vierzig Jahre zuvor aufgeführte Anbau an die Kirche nicht mehr
ausreichend. Das neue Schulhaus wurde gegen eine Entschädigung an den
Pfarrer auf dem Weidehof der Pastorat errichtet. Auf Ortwin Rave folgte
1818 als Lehrer und Küster sein Sohn Johann Gerhard Rave; er war von
der damaligen Fürstlich-Salmschen Schulkommission geprüft, wurde jedoch
bei seiner Ernennung durch den Grafen August Ferdinand von Merveldt als
Patron verpflichtet, auch noch dem Normal-Unterrichtskursus Overbergs
beizuwohnen und von diesem ein Approbationszeugnis beizubringen. Es
starb 1823. Sein Nachfolger war Herman Brinkert aus Groß-Reken, ein
Schüler Overbergs, und diesem folgte von 1829 bis 1848 Bernard Kempers
aus Nienberge, bis 1887 Gustav Lammersmann aus Groß-Reken, dann dessen
Sohn Heinrich Lammersmann. Im Jahre 1842 wurde dem Lehrer in der Erler
Mark ein Heidekamp zugewiesen, 1886 dieser aber anderweitig in
Benutzung genommen und der Lehrer dafür in entsprechender Weise
entschädigt. Für Verwaltung der Küsterstelle erhielt der Lehrer zu
Neujahr 17 Scheffel Roggen und hatte er die Nutznießung von einem
Garten und mehreren Stücken Ackerlandes, die er selbst zu
bewirtschaften pflegte.
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Mit Eifer ging Lohede bei Antritt
seines Amtes ans Werk, um die unter seinem Vorgänger vernachlässigte
Ausstattung der Kirche wieder in stand zu setzen. Das Geld, welches
Pastor de Weldige testamentarisch überwiesen hatte, und was an
Rückständen von dessen Erben eingezogen war, wurde verwendet, um eine
neue Orgel, eine neue Kanzel und vier neue Fahnen zu beschaffen. 1816
wurde eine neue Orgelbühne errichtet, zu der das Holz von den
Kirchenbauern geliefert wurde; da der Verkauf der Plätze auf derselben
an 500 Taler ergab, so konnten nicht nur die Unkosten gedeckt werden,
sondern es blieben auch noch die Mittel für einen neuen Altar, zu dem
man den Altar zu Wulfen als Modell benutzte. Beichtstühle und
Kommunionbank schenkte Graf Merveldt aus seiner Schloßkapelle. Alle
diese Einrichtungsgegenstände, auch die vorhandenen Statuen, ließ man
1818 durch Weling aus Dorsten in Mahagonifarbe streichen. Auch ein
neuer Kelch und ein neues Meßbuch wurden von Lohede beschafft. Anfangs
sorgte er auch für die Ergänzung der Paramente, bei zunehmendem Alter
jedoch nicht mehr, so daß sein Nachfolger nichts in gutem Zustande
vorfand, als ein rotes Meßgewand und eine Stola, die wenige Jahre zuvor
von der gräflichen Familie geschenkt waren.
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Bemerkenswert ist noch, daß im
Jahre 1827 ein Teil der zum Kreise Rees gehörende Bauerschaft Overbeck
zur Pfarre Erle überwiesen wurde; in demselben wohnten damals 18
Familien mit 123 Köpfen.
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Auch darf es nicht unerwähnt
bleiben, daß am 26. August 1819 bei Gelegenheit des damals in der Nähe
stattfindenden Manövers der damalige König Friedrich Wilhelm IV. dem
Dorfe und seiner Eiche einen Besuch abstattete. Der alte Baum grünte
fort, aber sein Inneres war morsch geworden. Um 1750 war die Höhlung
noch unbedeutend; wir hören um diese Zeit, daß des dem kleinen Sohne
des benachbarten Zellers Tellmann große Mühe kostete hineinzukriechen,
um die Eier herauszuholen, die des Pastors Enten dort zu legen
pflegten. Pastor de Weldige soll dann den Baum haben aushöhlen und
einen Eingang zu demselben haben machen lassen. Jedenfalls konnte 1819
der Kronprinz und seine Generäle von Thielemann und von Haacke in der
Eiche an einem gedeckten Tisch ihr Frühstück einnehmen und dann 36
Infanteristen in marschmäßiger Ausrüstung in der Höhlung Platz finden.
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Fortan gab es kein irgendwie
bedeutsameres Ereignis in Erle, das nicht unter dem Schatten des Baums
seine rechte Weihe gefunden hätte. So heftete am 5. Juli 1814 der
Landrat Devens im Innern desselben dem damals 81 jährigen Pastor
Lohede roten Adlerorden an. Auch wenn der Bischof bei Gelegenheit der
Firmungsreise nach Erle kommt, pflegt ihm im festlich geschmückten
Baume der Ehrentrunk gereicht zu werden. So wurde am 1. Juni 1832 der
Bischof an der Schule bewillkommnet, dann unter Gesang zur Eiche
geleitet und hier mit einem Glase Wein erfrischt; nach Spendung des hl.
Sakramentes fuhr er am nächsten Tage weiter nach Altschermbeck. Am 16.
Juli 1842 wurde Bischof Kaspar Max feierlich empfangen, nachdem er am
Tage zuvor 150 Kinder der Gemeinde zu Raesfeld gefirmt hatte.
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Längere Zeit verweilte in dem
Baume am 11. Juli 1851 Bischof Johann Georg; an einem runde Tische,
dernebst zwölf Stühlen für ihn, seinen Hofkaplan, dem Landdechanten von
Droste-Senden und nun andere Geistliche aus der Nachbarschaft sowie die
Oberrentmeister des Hauses Lembeck im Hohlraume aufgestellt war, nahm
er seinen Kaffee ein, und die Herren fühlten sich durch die Enge so
wenig belästigt, daß sie erst nach Verlauf von zwei Stunden sich durch
den Zugwind bestimmen ließen, in das Pfarrhaus zurückzukehren.
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Nach dem Tode von Lohede wurde
vom Grafen für die Pfarre Anton Nonhoff präsentiert, aus Laer gebürtig,
seit 1833 Kaplan in Lembeck. Am 2. August 1843 erfolgte die feierliche
Einführung durch den Dechanten von Droste. Der neue Pfarrer hat in der
von ihm geführten Chronik eingehende Aufzeichnungen hinterlassen; nur
das Wichtigste kann hier kurz hervorgehoben werden.
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Bei der frommen Gesinnung der
Einwohner fiel es Nonhoff nicht schwer, für die dringend notwendigen
Instandsetzung und Neuausstattung der Kirche die erforderlichen Mittel
zusammenzubringen. 1844 wurde die Kirche geweißt, 1845 das Dach
ausgebessert, 1846 die ganze innere Einrichtung bemalt; 1851 wurde der
Kirchplatz neu eingefriedigt, 1868 ein neuer Kirchhof angelegt. So
sorgte Nonhoff auch für die Kultivierung und Einfriedigung der
Kirchengründe. Zahlreiche zum Teil selbst angefertigte Paramente
schenkte die gräfliche Familie, so alleine neun ganz oder doch zum
größten Teile neue Meßgewänder. Osthues in Münster lieferte 1848 eine
neue Monstranz, Goldarbeiter Geenen in Kevelaer 1861 einen Kelch, 1873
wurde das wenige Monate zuvor gestohlene silberne Gefäß für die hl. Öle
durch ein neues ersetzt, 1874 ein neues silbernes Krankenkreuz
beschafft. Die aus dem Jahre 1469 stammende älteste Glocke der Kirch
(s.o.) wurde 1851 umgegossen und am 19. Februar 1852 eingeweiht.
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Im August 1849 wurden in der
Bauerschaft Österrich Beiträge für ein Kruzifix gesammelt, das dort an
der Stelle des alten Hagelkreuzes aufgestellt wurde; das letztere fand
einen neuen Platz an der Landstraße nach Dorsten. Im Herbst 1854 hielt
man eine Kollekte ab, um an der Stätte des sogenannten weißen Kreuzes,
das ganz verfallen war, eine kleine Muttergotteskapelle zu errichten.
Die Sammlung ergab an 120 Taler. Da sich aber immer mehr die
Notwendigkeit herausstellte, die kleine baufällige Kirche durch einen
Neubau zu ersetzen, wurde das gesammelte Geld für einen solchen
zurückgelegt, und man begnügte sich, das weiße Kreuz durch ein neues
Kruzifix zu ersetzen. Fortan wurde für den Neubau des Gotteshauses in
der Gemeinde eifrig gesammelt.
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Am 8. Oktober 1891 starb Nonhoff
im Alter von 88 Jahren, nachdem er 48 Jahre lang höchst segensreich in
Erle gewirkt hatte. In selbstloser Liebe hing er an seinen
Pfarrkindern. Mochten auch seine Einkünfte in Erle nur gering sein, so
schlug er doch die ihm vom Grafen von Landsberg angebotenen Pfarrstelle
zu Velen aus, indem er sich äußerte, was wohl seine Gemeinde von ihm
denke würde, wen er sie verlasse; so kostete es sogar Mühe, ihn zu
Annahme des im zukommenden Staatszuschusses zu bewegen. Seine
Grabstätte fand er vor dem Kreuze des neuen Kirchhofs.
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Ihm folgte als Pfarrer Peter
Karthaus, geboren zu Soerabaya auf der Insel Java, 1874 zum Priester
geweiht, zunächst 4 ½ Jahre lang Informator auf Tüshaus bei Wulfen,
dann Kaplan zu Lembeck, seit 1887 Kooperator in Erle. Als er am 15.
Dezember 1891 durch Dechant Lorenz aus Dorsten in sein neues Amt
eingeführt wurde, nahm die Gemeinde an der Feier freudigen Anteil;
abends wurde ein Fackelzug dargebracht und ein Feuerwerk abgebrannt,
und wie der ganze Pfarrhof, so war auch die alte Eiche festlich
illuminiert. Ebenso festlich war Erle geschmückt, als am 14. August
1900 Weihbischhof Graf von Galen das Sakrament der Firmung spendete; in
den drei vorausgehenden Jahrzehnten waren die Firmlinge zum Empfange
des hl. Sakramentes nach Schermbeck geführt worden. Von den Bemühungen
des gegenwärtigen Pfarrers, für würdige Ausstattung des neuen
Gotteshauses war schon oben die Rede. 1893 brachte er von einer Fahrt
nach Rom Reliquien des hl. St. Silvesters mit, des Patrons der Kirche
zu Erle, 1894 ließ er durch Kapuzinerpatres eine Mission abhalten, 1893
führte er den Verein der hl. Familie ein, 1895 die Bruderschaft
von der ewigen Anbetung, 1896 die Rosenkranzbruderschaft, 1898 den
Mütterverein. 1892 wurde die Pastorat umgebaut, in den Jahren 1894 und
1895 die Ablöse aller Intraden der Pastorat, Küsterei und Kirche
durchgeführt.
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Seit 1886 hatte Erle auch eine
Mädchenschule; sie wurde mit 93 Schülerinnen eröffnet, während in der
alten Schule 88 Knaben verblieben. 1893 wurde auch für die Knabenschule
ein Neubau errichtet. 1894 wurden die Schulen auf dem Gemeinde-Etat
übernommen. 1818 hatte die Gemeinde 758, 1828: 761, 1843: 753, 1858:
758, 1871: 728, 1885: 754, 1890: 760 Einwohner. Die Volkszählung von
1895 ergab eine Bevölkerung von 374 männlichen und 383 weiblichen
Personen. Der Flächeninhalt der Gemeinde beträgt 2001 Hektar. Die 1827
eingepfarrte Bauerschaft Overbeck (s.o.), welche 130 Einwohner
zählt, ist hier nicht eingerechnet.
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So entwickelt sich das Leben des
friedlichen Dörfleins im Schatten der Wodanseiche. Als 1892 der Baum zu
stürzen drohte, wurde derselbe auf Anregung des Vereins für Orts- und
Heimatkunde zu Dorsten mit eisernen Reifen umspannt und mit einem
Gitter umgeben. Möge das altehrwürdige Denkmal längst entschwundener
Tage noch lange vor drohendem Untergange bewahrt bleiben!
Ende
2012 - Aus der Frakturschrift übersetzt durch Michael Kleerbaum
mit der freundlichen Unterstützung durch die Universitäts- und
Landesbibliothek Münster.